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TADRA-Projekt Schweiz
Beat Renz
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ALLE INFORMATIONEN ZUM TADRA-PROJEKT
Urgyen Lhakyi ist in einem abgelegenen Dorf in den
Bergen als 6. von 7 Kindern geboren. Die Eltern waren sehr
arme Nomaden und mussten die Yaks verkaufen, um über
die Runden zu kommen. Der Vater ertrank seinen Kummer
im Alkohol und kümmerte sich nicht mehr um seine Familie.
Die Mutter hatte kaum noch Geld, um die Kinder und sich
zu ernähren. Zu allem Überfluss wurde sie auch noch
schwer krank und verstarb wenig später, da sie keine
medizinische Behandlung erhielt. Nun standen die Kinder
alleine da, ohne Fürsorge. Die älteste Tochter, 14 Jahre alt,
kümmerte sich um ihre jüngeren Geschwister. Das jüngste
Familienmitglied war gerade mal 7 Monate alt.
Der TADRA-Dorfleiter hörte von diesen verwaisten Kindern
und machte sich umgehend auf den Weg zu ihnen. Was er
dort vorfand, war eine einzige Katastrophe. Die Kinder
lebten in einem herunter gekommenen Yakzelt. Matratzen
oder Unterlagen gab es nicht. Sie schliefen auf Heu am
Boden und lebten nur von Gerstenmehl. Das Baby drohte
ohne Milch zu verhungern.
Urgyen wurde 2007, zusammen mit 5 Geschwistern im Dorf
aufgenommen. 1 Junge lebt heute im Kloster.
Urgyen Lhakyi 2007
Urgyen Lhakyi mit den Geschwistern
Urgyen Lhakyi 2008
im Kinderdorf
Kelsang Choeden Die heute 6-jährige Kelsang Choedon kann mir ihre Lebensgeschichte nicht erzählen. Als
sie ins Kinderdorf kam, war sie ein Baby. Deshalb sitzt mir Jampa gegenüber, unser langjähriger, loyaler
Dorfleiter im Ruhestand. Er holte fast alle TADRA-Kinder persönlich ins Dorf und begegnete dabei so manchem,
unfassbarem Elend und Leid. Die Kinder verehren ihn als Vaterfigur und das TADRA-Projekt verdankt diesem
herzensguten Mann unendlich viel.
Als ich Jampa im Mai fragte, ob er mir die Geschichte von Kelsang Choedon erzählen könnte, blickte er eine Weile
nachdenklich auf den Holztisch, der zwischen uns stand und begann zu erzählen. Nach wenigen Augenblicken
geriet seine Stimme ins stocken. Jampa zog ein Nastuch hervor und wischte sich Tränen aus den Augen. Ich ahnte
bereits, einmal mehr erwartete mich eine sehr traurige Geschichte.
Kelsang Choedon‘s Vater verliess die Familie vor ihrer Geburt und zog weit weg zu einer anderen Frau. Er liess die 4
Kinder und seine schwangere Frau im Nomadenzelt zurück. Sie wohnten in den Bergen auf rund 4000 m über Meer,
abgelegen in der sehr hügeligen Gegend von Yukon. Die Familie lebte in grösster Armut und es fehlte schlicht an
allem.
Direkt bei der Geburt von Kelsang Choedon starb die Mutter. Die Grossmutter kümmerte sich fortan um das
Neugeborene, seine zwei Schwestern und die zwei Brüder. Nach etwas mehr als einem Jahr starb auch die
Grossmutter. Die älteste Schwester war gerade mal 14 Jahre jung und trug plötzlich eine schier unmenschliche
Verantwortung auf ihren Schultern. Dabei war sie selber noch ein Kind und zudem behindert, ihr fehlte eine Hand.
Die Kinder versuchten sich so gut es ging zu organisieren. Am frühen Morgen machten sich alle auf den Weg, um bei
den herumziehenden Nomaden etwas Essbares zu erbetteln. Die älteste Schwester verliess die Familie oft mehrere
Tage. Sie lief in die, einen Tagesmarsch entfernte nächstgelegene Ortschaft, um dort etwas Geld verdienen oder
erbetteln zu können. Die meiste Zeit liessen die Kinder Kelsang Choedon (15 Monate) alleine im Zelt zurück. Als sie
eines Abends zurückkehrten, war die Kleine plötzlich verschwunden. Besorgt machten sich alle auf die Suche nach
ihr und fanden sie schliesslich kurz vor Einbruch der Dunkelheit, zum Glück wohlauf.
Die erbettelte Nahrung reichte meist nicht, um alle Kinder satt zu kriegen. Deshalb kochten sie sich Suppen mit
Gräsern und Pflanzen. Damit Kelsang Choedon tagsüber nicht wieder loskrabbeln konnte, beschlossen die Kinder,
sie im Zelt festzubinden. So verbrachte die Arme viele Tage festgebunden und alleine im Zelt.
Vorbeiziehende Nomaden kontaktierten Jampa und erzählten ihm von diesen verwahrlosten Kindern. Er machte sich
sofort auf den Weg zu ihnen. Den ganzen Vormittag fuhr er mit dem Auto in die Gegend von Yukon. Von da aus ritt er
rund 8 Stunden mit dem Pferd, bis er schliesslich zum Zelt mit diesen armen Kindern kam. Was er dort vorfand
berührte ihn offensichtlich sehr, denn während er mir seine Ankunft dort schilderte, flossen erneut viele Tränen. Ich
wollte ihn nicht weiter quälen und brach meine Befragung ab.
Eigentlich sind wir im TADRA-Dorf nicht für Kleinkinder eingerichtet. Die meisten Kinder gelangen zwischen 5 und 8
Jahren zu uns. Die grossherzige Hausmutter Ama Tsewang Choedon nahm die kleine Kelsang Choedon bei sich auf
und schenkte ihr all ihre Liebe und Zuneigung. Eine der Schwestern (12) konnte nicht mehr eingeschult werden und
absolvierte eine Lehre als Schneiderin in der TADRA-Berufsschule in Dawu und später in Golok. Sie befindet sich
zurzeit in einem Praktikumsjahr in der Millionenstadt Xining. Die 2 Brüder leben zusammen mit Kelsang Choedon im
TADRA-Kinderdorf Dawu und gehen da zur Schule. Die älteste Schwester suchte sich Arbeit in Yukon.
Die kleine Kelsang Choedon besucht den Kindergarten. Sie ist ein aufgestelltes, lebensfrohes Kind. Weil sie oft eine
Strumpfhose mit gelb/schwarzen Querstreifen trug und man sie stets mit hohem Tempo durchs Dorf rennen sah,
erhielt sie den Übernahmen „Biene Maya“.
Als ich sie vor rund 4 Jahren das erste Mal traf und sie ansprach, eilte sie ängstlich zur Hausmutter und klammerte
sich fest an sie. Offensichtlich hatte sie damals grosse Angst vor mir. Monate später, beim nächsten Treffen, rannte
sie bereits im Empfangsraum, als ich dort mit den Hausmüttern und der Dorfcrew sass, unermüdlich vor mir hin und
her und strahlte übers ganze Gesicht. Ich nahm eine der Glücksschleifen, die um meinen Hals hing und versuchte sie
damit einzufangen. Als ich sie um den Bauch erwischte, fing sie plötzlich panikartig an zu schreien, worauf ich sie
sofort erschrocken losliess. Als mir Jampa erzählte, wie dieses arme Mädchen viele Tage angebunden im Zelt
verbringen musste, wurde mir natürlich sofort klar, weshalb sie derart heftig auf meinen Einfangversuch reagierte.
Die Bilder zeigen eindrücklich, wie glücklich Kelsang Choedon im TADRA Dorf aufwachsen kann. Ich wage mir nicht
vorzustellen, was aus diesen armen Kindern geworden wäre, wenn es das TADRA-Projekt nicht gäbe.
Kelsang Choedon als Baby und danach im Kinderdorf Dawu
Weitere Lebensgeschichten in den Reiseberichten
Yanchen Wangmo
Jahresbericht 2016
Seite 5-6
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Jahresbericht 2013 Seiten 7-8
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